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Von Einsamkeit, Demokratiezufriedenheit und kommunalen Handlungsmöglichkeiten

FaBERID-Input bei Veranstaltungsreihe der REAB NRW

07.10.2025

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Anfang September unterstützte die FaBERID auf Einladung der Regionalen Entwicklungsagentur Kommunales Bildungsmanagement (REAB) NRW acht Kommunen aus Nordrhein-Westfalen dabei, gemeinsam Ideen zu entwickeln, um Demokratiebildung vor Ort zu stärken.

Mit einem Impuls von Elmar Dörfers, Referent der FaBERID für Demokratiebildung, startete die erste der dreiteiligen Veranstaltungsreihe der REAB NRW „Kommunen stärken Demokratie – Demokratiebildung vor Ort: Konzepte und Ideen für ein kommunales Bildungsmanagement entwickeln“.

Der Beitrag der FaBERID bot Denkanstöße zu Fragen wie: Was bedeutet Demokratiebildung eigentlich? Warum braucht es Demokratiebildung? Was sind kommunale Handlungsmöglichkeiten? Dabei wurde das Begriffsverständnis von Demokratiebildung im Vergleich zur „klassischen“ politischen Bildung reflektiert und auf verschiedene Ebenen eingegangen [1]:

  • Demokratiebildung als Bildungsgegenstand bezieht sich auf die Inhalte der Angebote – also darauf, welches Wissen vermittelt, welche Kompetenzen erworben und an welches Alltagswissen angeknüpft wird.
  • Demokratiebildung als Bildungsstruktur richtet den Blick auf Strukturen und Verfahren in sozialen Räumen und Einrichtungen und fragt, wie demokratisch die formalen, non-formalen und informellen Bildungsräume gestaltet sind.
  • Demokratiebildung als Erfahrung schließlich betont die Aneignungsleistungen der Lernenden selbst, die durch eigene Erfahrungen zu demokratischen Bildungsprozessen beitragen.

 

Warum braucht es Demokratiebildung?

 

Kein Mensch wird als Demokrat:in geboren. Auch wenn Demokratiebildung von daher immer notwendig ist, verdeutlichen verschiedene Studien die aktuelle Relevanz und zugleich die Vielfalt möglicher Zugänge. Aufschlussreich sind zum Beispiel kleinräumige Analysen, etwa zum Vertrauen in Institutionen im Idealfall auf kommunaler Ebene [2], sowie die Betrachtung unterschiedlicher sozialräumlicher Benachteiligungen [3], um Zielgruppen und Herausforderungen im Feld der Demokratieförderung besser zu identifizieren.

Für das kommunale Handeln kann es zudem gewinnbringend sein, „um die Ecke zu denken“ und auch Themen wie Einsamkeit als strukturelle und raumbezogene Herausforderung wahrzunehmen. Darauf aufbauend lassen sich beispielsweise sogenannte Unwohlorte in der Kommune abbauen und neue Formen der Beteiligung schaffen. Verschiedene Studien zeigen einen Zusammenhang zwischen Einsamkeit und latenter Demokratieunzufriedenheit auf.[4]

 

Kommunale Handlungsmöglichkeiten

 

Zum Abschluss wurden kommunale Handlungsmöglichkeiten vorgestellt, um Demokratiebildung nachhaltig zu fördern. Der hohe normative Anspruch – Demokratie als Lebensform – trifft dabei auf die Notwendigkeit eines pragmatischen Zugangs, um übergeordnete Ziele in die Praxis zu übersetzen. Hervorgehoben wurde insbesondere, zielgruppengerechte Angebotsformate zu entwickeln und auf Handlungsempfehlungen aus dem 2. Demokratiebericht NRW zu reagieren. Dieser stellt kommunale Zugänge zur Demokratiebildung in den Mittelpunkt, etwa durch:

„die Ausweitung niedrigschwelliger Angebote vor Ort – z. B. Demokratiewerkstätten im Quartier, Kooperationen mit Sportvereinen, Weiterbildungseinrichtungen, Dritten Orten und weiteren Kultureinrichtungen.“ [5]

Diese Empfehlungen decken sich mit der Perspektive der FaBERID, die angesichts der Vielfalt kommunaler Handlungsmöglichkeiten anregt, diese zu clustern und die jeweiligen kommunalen Stärken zu fokussieren, etwa in den Bereichen:

  • Beteiligung: Kinder- und Jugendbeteiligung, Erwachsenenbeteiligung, Transparenz und Kommunikation
  • Ganztag: Demokratiebildungsangebote im Ganztag, demokratische Schulentwicklung, Mitgestaltung durch Kinder und Jugendliche
  • Sozialraumorientierung: Gedenkstätten- und Lernorte, Jugendfreizeitangebote, aufsuchende Demokratiebildung
  • Gesellschaftlicher Zusammenhalt: Ehrenamt und Engagement, Integration und Diversität, Demokratiebildung als öffentliche Fürsorge

 

Konkrete Handlungsschritte

 

In einer vertrauensvollen Arbeitsatmosphäre tauschten sich die Teilnehmenden anschließend über ihre Ansätze zur Demokratiebildung, ihre kommunalen Zugänge sowie bereits bestehende Projekte aus und entwickelten gemeinsam erste Ideen zur Umsetzung. Das Spektrum reichte von demokratischer Schulentwicklung über die Planung und Durchführung von Bildungskonferenzen bis hin zur kooperativen Weiterentwicklung des Themas in Zusammenarbeit mit kreisangehörigen Kommunen. Diese vielfältigen Ansätze werden im weiteren Verlauf der Veranstaltungsreihe vertieft und zu konkreten Handlungsschritten weiterentwickelt.

 

Fußnoten:

[1] May, Micheal (2022): Was ist Demokratiebildung?, in: Beelmann, Andreas; Michelsen, Danny (Hg.), Rechtsextremismus, Demokratiebildung, gesellschaftliche Integration. Interdisziplinäre Debatten und Forschungsbilanzen, S. 260.​

[2] Landeszentrale für politische Bildung Nordrhein-Westfalen im Ministerium für Kultur und Wissenschaft (HG.) (2023): 2. Demokratiebricht. Politische und demokratische Lebenswelten der nordrhein-westfälischen Bevölkerung in 2023: Landesdemokratiebericht, S.73ff. online verfügbar unter: https://www.mkw.nrw/system/files/media/document/file/landesdemokratiebericht_2023.pdf , zuletzt abgerufen am 26.08.25

[3] Becker, Kremeti, Saßmannshausen, Schwall: Aktivierung für Demokratie in strukturschwachen Räumen, 2024, S. 29

[4] Heinz, Aaron (2025): Jung, einsam – und engagiert? Wie Einsamkeit das Engagement der jungen Generation prägt. Analysen zum Zusammenhang zwischen der Einsamkeit junger Erwachsener und ihrem politischen Engagement Hrsg. Bertelsmann Stiftung, Gütersloh​

Zick, Andreas et al. (Hg.):Die distanzierte Mitte. Rechtsextreme und demokratiegefährdende Einstellungen in Deutschland 2022/23, Online verfügbar unter: https://www.fes.de/index.php?eID=dumpFile&t=f&f=91776&token=3821fe2a05aff649791e9e7ebdb18eabdae3e0fd zuletzt abgerufen am 25.08.2025.

[5] Landeszentrale für politische Bildung Nordrhein-Westfalen im Ministerium für Kultur und Wissenschaft (HG.) (2023): 2. Demokratiebricht. Politische und demokratische Lebenswelten der nordrhein-westfälischen Bevölkerung in 2023: Landesdemokratiebericht, S. 140, online verfügbar unter: https://www.mkw.nrw/system/files/media/document/file/landesdemokratiebericht_2023.pdf , zuletzt abgerufen am 26.08.25.