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Mitreden, Mitgestalten, Mitwirken: Kinder- und Jugendbeteiligung als ein Grundpfeiler der Demokratiebildung in Kommunen

Wissen geht raus für Mitarbeitende im „Fachnetzwerk kommunales Bildungsmanagement“ und Fach- und Leitungskräfte der kommunalen (Bildungs-)Verwaltung

04.11.2024

23. Mai 2024, 10 – 12 Uhr, MS Teams

Anlässlich des 75. Geburtstag des Grundgesetzes fand am 23. Mai 2024 der Auftakt der neuen Veranstaltungsreihe „Wissen geht raus“ der FaBERID statt, thematisch passend zu „Kinder- und Jugendbeteiligung als Grundpfeiler der Demokratiebildung“.

Mitreden, mitgestalten und mitwirken können – Demokratie muss mit Leben gefüllt werden, erfahrbar sein, Kommunen als Lebens- und Lern-orte nehmen dabei eine zentrale Rolle ein, weil hier besonders niedrigschwellig und unmittelbar Partizipationsmöglichkeiten gegeben sind und Beteiligungsmöglichkeiten direkt an der Lebensrealität anknüpfen. Sie nehmen damit eine Schlüsselfunktion ein, um (junge) Menschen zu befähigen und zu motivieren, Demokratie und Gesellschaft aktiv zu gestalten. Demokratiebildung und Beteiligung hängen somit eng zusammen.

Die Veranstaltung bot rund 70 Teilnehmenden aus dem Fachnetzwerk kommunales Bildungsmanagement sowie aus 35 Kreisen und kreisfreien Städten in zehn Bundesländern Anregungen für ihre eigene Praxis.

Beteiligung als Chance für kommunale Demokratiebildung
Elmar Dörfers, Referent für Demokratiebildung | FaBERID

Sowohl normative als auch rechtliche Gründe sprechen für die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen. So ist der Kern von Demokratie die Mitsprache, Mitbestimmung und Mitwirkung. Dafür braucht es nicht nur Wissen über demokratische Grundwerte und das politische System, sondern auch politische Urteils- und Handlungskompetenzen sowie die Fähigkeit gesellschaftliche Macht- und Herrschaftsverhältnisse zu hinter-fragen. Dies kann nicht nur theoretisch erlernt werden, sondern muss in der Praxis selbstwirksam erfahren werden, sonst droht politische Apathie oder gar Politikverdrossenheit.

Die Praxis zeigt, dass Kinder- und Jugendbeteiligung in Kommunen sehr unterschiedlich aufgefasst und umgesetzt werden und sich die Ressourcen und Möglichkeiten stark unterscheiden. Wichtig ist, dass die Mei-nungen und Ideen von Kindern und Jugendlichen ernstgenommen und respektiert werden und Kommunen die dafür notwendigen Voraussetzungen schaffen. Das datenbasierte kommunale Bildungsmanagement (DKBM) kann dabei helfen, notwendige Strukturen zu schaffen und zu stärken, um Kinder- und Jugendbeteiligung nachhaltig und wirkungsorientiert in der Kommune zu verankern. Es kann dabei unterstützen, stra-tegische Ziele zu definieren und Voraussetzungen zu schaffen, um unterschiedliche Akteur:innen sowie Angebote miteinander zu vernetzen und zu systematisieren.

Kinder- und Jugendbeteiligung in Stuttgart
Maria Haller-Kindler, Kinderbeauftragte Landeshauptstadt Stuttgart

In der Landeshauptstadt Stuttgart ist die Kinder- und Jugendbeteiligung durch bestimmte Strukturen und Verfahren fest im Verwaltungshandeln verankert. Neben strukturellen Faktoren, wie eine strategische Ansiedelung in der Verwaltung und politische Rückendeckung durch entsprechende Beschlüsse, wurde deutlich, dass äußere Anlässe, wie die Neuordnung der Gemeindeordnung oder die Ratifizierung als kinderfreundliche Kommune, die Prozesse in Stuttgart befördert haben. Weitere wichtige Treiber, um Beteiligung strukturell zu verankern, waren die dauerhafte Vertretung der Interessen von jungen Menschen in den Ämtern und Fachbereichen der Verwaltung, die Schaffung notwendiger Ressourcen und ein klarer politischer Auftrag für Beteiligung. Auch das Entwickeln einer Kultur der Zusammenarbeit über die unterschiedlichen Fachbereiche hinweg sowie mit externen Akteur:innen war ein wichtiger Aspekt, um gemeinsam getragene Ziele und Vorgehensweisen zu etab-lieren und um die Qualität von Beteiligungsprozessen zu gewährleisten. Hierfür wurden Leitlinien erarbeitet, die die praktische Arbeit flankieren. Die Leitlinien finden Sie hier: http://kinderbeteiligung-stuttgart.de/files/leitlinie_kinderbeteili-gung_neu_1.pdf

Kinderstadt – Demokratie- und Beteiligungsprojekt
Evelyn Kraft, Jugendbildungsreferentin | Jugendförderung im Werra-Meißner-Kreis

Das Projekt Kinderstadt schafft einen Raum, in dem Kinder ernstgenommen, unterstützt und gefördert werden. Kinder zwischen acht und elf Jahren können sich dort ausprobieren und Demokratie erfahren, indem sie das gesellschaftliche Zusammenleben ihrer Stadt in Form eines Planspiels bestimmen, gestalten und durchsetzen. Das Projekt wird seit 2011 umgesetzt, jeweils in Kooperation mit dem Bürgermeister oder der Bürgermeisterin der kreisangehörigen Gemeinde, in der die Kinderstadt stattfindet. Neben den zwei hauptamtlichen Bildungsreferen:innen sind sieben ehrenamtliche Betreuungspersonen in die Umsetzung involviert. Hinzu kommt die Unterstützung durch unterschiedliche Akteursgruppen, bspw. der örtlichen Vereine und Betriebe, des Jugendtreffs oder der freiwilligen Feuerwehr, ohne die das Projekt nicht so einfach umzusetzen wäre. Von der Kinderstadt als mobiles Ferienprojekt profitieren die kreisangehörigen Gemeinden, in denen es keine Jugendpflege gibt.

Fazit

Je nach kommunaler Ausgangslage werden verschiedene Beteiligungs-formen angewendet, doch es gibt eine gemeinsame Grundüberzeugung: Entscheidend ist eine Haltung, die Kinder und Jugendliche ernst-nimmt und sie als Expert:innen ihrer eigenen Lebenswelten begreift.

Ihre Ansprechpersonen:
Demokratiebildung,Kommunales Bildungsmanagement

Elmar Dörfers

Referent Demokratiebildung

DKJS Hamburg mit Bremen und Niedersachsen
Winterhuder Weg 86
22085 Hamburg

+49 (0)40 380 71 53 52
elmar.doerfers@dkjs.de

Demokratiebildung,Kommunales Bildungsmanagement

Nele Groth

Referentin Räume für Bildung | Demokratiebildung

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