Glossar

Die wichtigsten Begriffe unserer Arbeit kurz erklärt.
  • Das Fachnetzwerk begleitet seit Februar 2024 geförderte Kreise und kreisfreie Städte sowie andere interessierte Kommunen bei der Weiterentwicklung ihrer Bildungslandschaften. Es unterstützt sie dabei, formale, non-formale und informelle Bildung bedarfsgerecht auszurichten und aufeinander abzustimmen, um lebenslanges Lernen zu fördern. Das Fachnetzwerk bereitet Erfahrungen aus bildungspolitischen Diskursen, wissenschaftlichen Erkenntnissen und kommunaler Beratungspraxis auf, unterstützt bei der Entwicklung von Handlungsstrategien und berät die kommunalen Bildungsakteure im Umsetzungsprozess.

     

  • Die Regionalen Entwicklungsagenturen, kurz REAB, führen die Arbeit der bisherigen Transferagenturen für kommunales Bildungsmanagement (2014-2024) fort. Sie bieten individuelle Beratung, Schulungen und Veranstaltungen zu Themen wie Bildungsmanagement und dem Förderprogramm „Bildungskommunen“ an. Die Erkenntnisse und Ergebnisse werden Kommunen und der Fachöffentlichkeit zugänglich gemacht.

    Es gibt insgesamt acht REAB: REAB Nord, REAB Niedersachsen, REAB Brandenburg, REAB NRW, REAB Mitteldeutschland, REAB Hessen, REAB Rheinland-Pfalz – Saarland, REAB Bayern.

  • Die Fachstellen unterstützen die REAB mit Expert:innenwissen zu den Schwerpunkten des Förderprogramms „Bildungskommunen“ und anderen Bildungsmanagement-Themen. Die Fachstellen für Kommunales Bildungsmonitoring und wir, die FaBERID, bieten zudem Austausch- und Qualifizierungsangebote für Kommunen an.

    Es gibt insgesamt fünf Fachstellen (FS) mit unterschiedlichen Schwerpunkten:
    FS Fachkräftesicherung/Bildung im Strukturwandel, FS Kulturelle Bildung im kommunalen Bildungsmanagement, FS Bildung für nachhaltige Entwicklung, FS Kommunales Bildungsmonitoring sowie die FS Bildung, Entwicklung, Raum, Integration und Demokratie (FaBERID).

  • Kommunen im Sinne des Fachnetzwerks sind Kreise und kreisfreie Städte in Deutschland.

Räume für Bildung
  • Multicodierung meint die multiple Funktionszuschreibung für einen Raum, meist Freiraum oder Grünfläche. So kann eine eindimensional geplante Grünanlage durch Multicodierung zu einer biodiversen Erholungsfläche zum Spazieren und Verweilen werden, zur Sportanlage mit Platz für Kurse im Freien, mit Trimm-Dich-Pfaden oder Outdoor-Fitnessgeräten, Skate- oder Bikeparks und durch das Versickern von Regenwasser zur städtischen Klimaanlage: Alles in einem und alles gleichzeitig. Aber auch die grauen Infrastrukturflächen wie Dächer von Schulen und Sporthallen, können durch entsprechende Umbauten und Ergänzungen, etwa durch Begrünung oder Solaranlagen, mehrere Zwecke gleichzeitig erfüllen. Die Planung, Verwaltung und Pflege sowie Wartung entsprechender Flächen ist aufwendiger und bedarf einer soliden und vor allem regelhaften Finanzierung. Doch gerade jetzt, wo sich Stadtraum immer stärker verdichtet, kann mit Multicodierung auf gesellschaftliche, klimatische und soziale Herausforderungen umfassend geantwortet werden.

     

     

  • Temporäre Zwischennutzung oder dauerhafte Umnutzung von Leerstand, beispielsweise kleine Einzelhandelsgeschäfte und große Kaufhäuser, kann einzelne Ortszentren, Stadtteile und Quartiere aufwerten und wiederbeleben. Meistens entsteht Zwischennutzung durch bottom-up Prozesse: Nutzer:innen artikulieren Bedarfe, für die dann Raum ermöglicht wird. Da immer mehr Flächen und Gebäude für kommunale Nutzungen benötigt werden, initiieren zunehmend mehr Kommunen auch selbst solche Lösungen. Durch Zwischennutzung wird aber nicht nur Raum gewonnen. Sie bietet einen Mehrwert für alle Seiten: Die Gebäude werden weitergenutzt bis die finale Lösung feststeht, die Umgebung wird aufgewertet bzw. bleibt stabil und Nutzer:innen können sich mit ihren Ideen erproben und ausprobieren.

  • Mehrfachnutzung klingt sperrig, in der Praxis kann damit aber ganz einfach das Öffnen von Schulen zum Quartier oder von Schulhöfen für die Nachbarschaft gemeint sein. Raumknappheit und neue Bedarfe im Bereich Lernen können nicht nur über Neubau und bauliche Änderungen im Bestand bzw. Sanierung bestehender Gebäude gelöst werden. Mit Blick auf kommunale und räumliche Ressourcen kann Mehrfachnutzung ein Instrument sein, um schnell auf die Bedarfe einzelner Zielgruppen und Akteur:innen reagieren zu können: Die räumliche (und funktionale) Zusammenführung von unterschiedlichen Bildungseinrichtungen, eine Mischung aus Funktionsflächen und dem Schaffen von Nischen sowie Freiflächen, u. a. zur freien, nicht pädagogisierte Gestaltung und Ausübung eigener Aktivitäten.

    Die Mehrfachnutzung bringt Herausforderungen, wie bspw. mögliche Nutzungskonflikte oder Anforderungen an Raum durch unterschiedliche Zielgruppen mit sich. Gleichzeitig bietet Mehrfachnutzung gleichzeitig viele Vorteile und Potenziale: Räume und Flächen werden effizienter genutzt, inhaltliche Synergien und Begegnungen unterschiedlicher Zielgruppen entstehen. Keine klassische Mehrfachnutzung, aber getrieben durch den wachsenden Flächendruck, werden zunehmend – vor allem im Neubau – Hybridimmobilien mit vertikaler statt horizontaler Mischnutzung geplant. Hier befinden sich im Erdgeschoss z. B. Schulen oder Räume zur nachbarschaftlichen Nutzung und in den weiteren Geschossen Wohnungen.

  • Als Dritte Orte werden Orte verstanden, die niedrigschwellig zu erreichen und öffentlicher oder halb-öffentlicher Art sind. Sie fördern Begegnung, Austausch und Teilhabe. Im Bildungskontext versteht man darunter vor allem Orte der non-formalen Bildung, wie z. B. Jugendfreizeiteinrichtungen, Stadtteilzentren, Bibliotheken, Vereinsräume, Bewegungslandschaften etc. Ebenso wichtig sind nicht-pädagogisierte Orte wie Parks, Platz oder Bushaltestellen.

  • Statt des traditionell und statisch anmutenden Begriffs Raumordnung wird heute häufig der Begriff Raumplanung gebraucht, der neben dem ordnenden Element auch die in die Zukunft gerichtete räumliche Planung im Blick hat. Steht hingegen der dynamische Charakter der Entwicklung eines Raumes im Fokus, wird heute vorzugsweise der Begriff Raumentwicklung genutzt.

    Dabei geht es u.a. um den Ausgleich der Interessen um die Nutzung von Flächen, einen Beitrag zur Daseinsvorsorge und wirtschaftlichen Entwicklung des Landes zu leisten und um die Sicherung nachhaltiger Siedlungsentwicklung und Mobilität, Schutz von Natur und Landwirtschaft.

Demokratiebildung
  • (Politische) Beteiligung (auch Partizipation) die Mitwirkung von Bürger:innen an politischen Entscheidungsprozessen auf verschiedenen Ebenen des politischen Systems (Kommune, Land, Bund und Europa). Dabei gibt es unterschiedliche Formen der Beteiligung, die sich in konventionelle und unkonventionelle Beteiligungsformen einteilen. Sechs, von politikwissenschaftlichen Kriterien ausgehende Formen politischer Partizipation sind: Teilnahme an Wahlen und Abstimmungen; parteibezogene Aktivitäten; auf Gemeinde, Wahlkampf und Politiker:innen bezogene Aktivitäten; legaler Protest; ziviler Protest und politische Gewalt.

  • Beteiligung von Kindern und Jugendlichen meint ihre Mitsprache und Mitbestimmung an Entscheidungen und deren Verwirklichung, die deren Lebenswelten betreffen. Beteiligung kann sehr unterschiedlich aussehen und ist immer freiwillig. Das Recht auf Beteiligung ist in Artikel 12 der UN-Kinderrechtskonvention festgehalten. Dieses Recht können Kinder und Jugendliche bestmöglich wahrnehmen, wenn ihr Wissen um Beteiligung und ihre Kompetenzen zur Beteiligung gestärkt werden sowie zielgruppengerechte Beteiligungsmöglichkeiten geschaffen werden.

  • Historisch-politische Bildung auf kommunaler Ebene zielt darauf ab, Bürger:innen die historische Entwicklung und politischen Strukturen der Gesellschaft und des politischen Systems sowie ihrer Gemeinde näherzubringen. Ziel ist es, das Bewusstsein für (lokale) Geschichte und politische Prozesse zu schärfen, um die Bürger:innen zu einer informierten und aktiven Teilnahme am kommunalen Leben zu befähigen. Dies umfasst eine Stärkung und Vernetzung der historisch-politischen Erinnerungskultur sowie außerschulischen Lernorten sowie Kooperationen mit Schulen, Kitas und lokalen Initiativen. In partizipativen Projekten wie Workshops, Diskussionen und einer Öffnung im Sozialraum kann die aktive Gestaltung und Pflege von Erinnerungsorten historische Ereignisse und politische Entscheidungen thematisieren und deren Bedeutung für die Gegenwart erläutern.

  • Aufsuchende Demokratiebildung richtet sich an alle Menschen innerhalb eines Sozialraums und bezieht dabei die jeweiligen Lebenskonstellationen ein. Diese Form der Demokratiebildung verlagert ihre Aktivitäten in die Lebens- und Arbeitswelten der Menschen, wie z. B. an Arbeitsstätten, Freizeitorte, Spielplätze, Wohnsiedlungen und Schulen. An diesen Orten manifestieren sich die gesellschaftlichen Verhältnisse in ihren lokalen und regionalen Ausprägungen sowie in ihren symbolischen und infrastrukturellen Gestaltungen. Aufsuchende Demokratiebildung nimmt die alltäglichen und räumlichen Herausforderungen vor Ort als Ausgangspunkt und fokussiert sich auf die spezifischen Lebensbedingungen und -erfahrungen der Menschen vor Ort. Diese werden dann in Hinblick auf ihre gesellschaftliche Bedingtheit und als Teil der gesellschaftlichen Verhältnisse reflektiert.

  • Wirksame Demokratiebildung setzt lebensweltnah an. Dabei kommt Kommune eine besondere Rolle zu. Zum einen sollte sie Demokratiebildung als Querschnittsthema in die formalen, nonformalen und informellen Bildungsangebote vor Ort implementieren und gleichzeitig selbst reale Situationen des Demokratielernens schaffen. Demokratiebildung auf kommunaler Ebene ermöglicht selbstständiges, politisches, soziales, kommunikatives sowie partizipatorisches Handeln.